29.03.2025
Paderborn

Sorge um Kitas

Pressebericht zum Treffen der Kita-Initiative Märkisches Sauerland mit den Generalvikaren Dornseifer und Dr. Bredeck

Eine Delegation von 30 Personen aus dem Dekanat Märkisches Sauerland hat ihren Unmut über die Situation der Kindertageseinrichtungen Luft gemacht. Sie überbrachten den beiden Generalvikaren des Erzbistums Paderborn 6.000 Unterschriften, mit denen die Kirche von Paderborn aufgefordert wird, die Kindertageseinrichtungen in besonderer Weise zu unterstützen. Das Dekanatsteam um Dechant Andreas Schulte und Dekanatsreferent Rainer Beckmann unterstützt das Anliegen der Initiative.

 

Mehr als 30 Personen sind aus dem Märkischen Sauerland angereist, um ihren Unmut über die Situation der Kindertageseinrichtungen Luft zu machen und ihre Sorge auszudrücken. Sie bringen 6.000 Unterschriften mit, die innerhalb kürzester Zeit von der Initiative gesammelt worden sind. In einem etwa zweistündigen Gespräch mit den beiden Generalvikaren drücken sie ihre Sorgen um die Zukunft der Kindertageseinrichtungen aus Sicht der Kirchenvorsteher, der Eltern und der Mitarbeitenden aus. Die Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher weisen darauf hin, wie wichtig ihnen die katholischen Kindertageseinrichtungen als familienpastorale Orte sind. Sie berichten von Beispielen des pastoralen Angebots der Einrichtungen, wie etwa das Bilden von Ostergärten, die Unterstützung der Fronleichnamsprozession, des Pfarrfestes, Feiern zum Erntedank, St. Martin, Nikolaus oder auch die Mitgestaltung von Taufangeboten. Für diese pastoralen Arbeiten fehlt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kindertageseinrichtungen zunehmend Zeit da sie, aufgrund der unzureichenden Finanzierung durch das Land Nordrhein-Westfalen, nur einen Mindeststandard von Personal vorhalten können. Der Kirchenvorstand weiß um die finanzielle, personelle und materielle Unterstützung durch das Bistum, fordert aber dazu auf, darüber hinaus tätig zu werden, um die Kitas als pastorale Orte weiter zu unterstützen.

 

Frau Dr. Nossol-Geerds, stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende des Don Bosco Kindergartens in Menden, schildert engagiert die Situation der Eltern, die dadurch, dass keine verlässliche Betreuung zur Verfügung gestellt werden kann, auf vielfältige Art und Weise gefordert sind. Insbesondere weist sie auf die Problematik in den Familien hin, die durch Notbetreuung in den Kitas gegeben ist. Aufgrund von Krankheit, Urlaub, Fortbildung oder auch Kündigung bricht ein System, das nur noch auf einem Betreuungsmindestwert gefahren werden kann, schnell zusammen. Betreuungszeiten werden massiv gekürzt oder Kinder sogar zeitweise ganz vom Besuch der Einrichtungen ausgeschlossen. Das ist, so stellt sie es heraus, nicht von Seiten des Personals verschuldet, sondern die Mindestbetreuung, die aufgrund der finanziellen Situation noch vorgehalten werden kann, bringt das mit sich.

 

Frau Ramona Schulte, Leiterin der Tageseinrichtung St. Martin in Menden-Lendringsen und Vorsitzende der Mitarbeitervertretung der katholischen Kindertageseinrichtungen Ruhr-Mark, schildert die Belastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie beschreibt, dass sie und ihre Kolleginnen sich bewusst für eine Tätigkeit in einer katholischen Kindertageseinrichtung entschieden hätten, auch weil ihr die Weitergabe des Glaubens und die Erfahrung von Gemeinschaft auf christlichem Hintergrund wichtig ist. Die Anpassung der Personalstunden, die Einschränkung von Zusatzangeboten und die Budgetabsenkung bedeuten jedoch für alle Mitarbeitenden zusätzlichen Stress. Sie bedauern es, dass nicht mehr auf die individuellen Bedürfnisse und Bedarfe jedes einzelnen Kindes eingegangen werden kann, und dass der Beruf der pädagogischen Fachkraft auf diese Weise mehr und mehr an Attraktivität verliert. Durch pastorale Aktivitäten, die vom eigenen Selbstverständnis der Erzieherinnen und Erzieher wichtig sind, fehlen Zeiten für die Arbeit mit den Kindern. Dies kann jedoch in keinem Fall gegeneinander aufgewogen werden.

 

Die Generalvikare zeigen, dass ihnen die Situation bekannt ist. Sie danken nochmals für die eindringliche Schilderung der Betroffenen. Generalvikar Dornseifer weist deutlich darauf hin, dass keine Landesaufgaben übernommen werden. Dies führe zu keiner wirklichen und dauerhaften Lösung. Die Solidarität der Bistümer in Nordrhein-Westfalen gegenüber dem Land darf hier nicht gefährdet werden. Er weist darauf hin, dass das Katholische Büro die Anstrengungen massiv verstärkt, um auch mit der Unterstützung der Bischöfe direkt den Ministerpräsidenten des Landes NRW auf die Problematik anzusprechen. Generalvikar Dr. Bredeck betont die pastorale Bedeutung der Kindertageseinrichtungen, er verweist dabei auch auf den Orientierungsrahmen, den auch schon die Kirchenvorstehenden in ihrem Statement zitiert haben. Das Bistum befände sich hier in einem ausgeprägten Dilemma. Auf der einen Seite in Solidarität mit den anderen Bistümern eine dauerhafte und verlässliche Finanzierung der Einrichtungen von Seiten des Landes einzufordern, wissend, dass das dauere. Und zugleich die pastorale Bedeutung der Einrichtungen zu sichern und dazu beizutragen, das Engagement aufrecht zu halten. Beide Generalvikare weisen darauf hin, dass sie an dieser Stelle keine Versprechungen machen können, sagen aber zu, dass die Problematik in den Gremien des Erzbistums bekannt ist und dort weiter intensiv nach Lösungen zur Unterstützung der Kindertageseinrichtungen gesucht wird. Dies müsse möglicherweise auf mehreren Ebenen erfolgen ohne Aufgaben des Landes zu übernehmen.